IN KÜRZE
Glocken in allen Varianten sind das grosse – und einzige Thema des diesjährigen Festivals Rümlingen für Neue Musik. Kaum ein Instrument ist in seinem Klangspektrum so reich, ob als Kirchen-, Joch und Fahrrad-, Röhren-, Kuh- oder Handglocke. Einzeln klingen sie, zusammen läuten sie. Doch die eigentliche, die andere Musik beginnt, wenn der Ton verklungen ist: Das Nichts, das so viel ist.
Unsere Läutlaut-Erkundung in drei Etappen beginnt am frühen Abend in Rümlingen, verbringt die Nacht im Freien in einer Feldbett-Installation und klingt am folgenden Vormittag bei einem Brunch nahe Häfelfingen aus. Näheres finden Sie auf diesen Seiten. Die künstlerische Leiterin: Sylwia Zytynska
PROGRAMMÜBERSICHT
Klangaktionen als Auftakt zum Festival
Eine Prise Brise – eine kleine Velotour in Hommage an Mauricio Kagel. Wir fahren mit unseren Velos quer durch die Stadt und lassen gemeinsam eine Prise Brise erklinge(l)n, unsere Stimmen und Veloglocken sind dabei die Instrumente – Ausgehend von dem Stück «Eine Brise» von Mauricio Kagel für 111 Fahrräder komponieren wir eine eigene kleine «Prise Brise».
Samstag, 13. August 2016, 15.30 – 16.30 Uhr, Basel
Mit SchülerInnen der Musikschule Basel und aus verschiedenen Orten der Region,
Leitung: Dominik Dolega
ab 15. August bei der Kirche Rümlingen
Heike Liss, Belltree (for David Gunn)
Mittwoch, 17. August 2016, 10.30 – 11.30 Uhr, Liestal
Mit SchülerInnen aus der Schule für Offenes Lernen, Liestal (Lehrerin: Ruth Oechsli),
Leitung: Noëmi Schwank
1. TEIL: DER ABEND
Freitag,
19. August 2016
ab 18.15 Uhr, Sportplatz Rümlingen
Dominik Dolega, Klingel Ringel Rum (2016, UA)
für 8 Spieler und Klangmannschaften nach einer Idee von Hans-Jürg Meier
mit «KlangKids» der Musikschule Aesch-Pfeffingen: Lino Brand, Florian Bürr, Yakov Gurevich, Tim Künti, James Leadbeater, Leonard Marjanovic, Michel Roth, Tristan Wernli und Schülern der Musikschule Basel: Daniel Silvester Benedict, Simon Böhm, Mateo Braun, Jonas Bucher, Felipe Carrilo, Brian Christen, Luzius Dolder, Linus von Feilitzsch, Theo Fröhlich, Mattia Gaeta, Timo Hegglin, Lukas Krischker, Matthias Lichtneckert, Noé Linder, Elias Minssen, Benedikt Sandtner, Gabriel Sprecher, Fabian Thüring, Endric Ursprung, Noah Vögtlin, Emile Wäch, Linus Waech, Joel Wälte, Fernando Wagner, Flurin Wanner
18.45 Uhr, Kirche Rümlingen
Peter Conradin Zumthor, con sordino (2016)
Walter Zimmermann, Glockenspiel (1983), Urfassung für 3 Spieler
Salvatore Sciarrino, appendice alla perfezione (1986), für 14 Glocken
Daniel Ott, Zampugn (1987) für 4 Spieler
mit Carlota Càceres Bermejo, Oded Geizhals, Dean Georgeton, Elliott Harrison, Manon Roche
19.37 Uhr, Zugfahrt nach Buckten
19.40 Uhr, Wanderung zur Ruine Homburg
Mario Pagliarani, Buckten Carillon (2016, UA), Klangskulptur für 6 Röhrenglocken
und 6 Metronome
mit dem Ensemble «improcontra»: Anna Geser, Noemi Müller, Masha Streiff, Rieke Volkenandt, Zora Weidkuhn, Kaja Marina Weiss
20.15 Uhr, Ruine Homburg
Begrüssungsapéro
Serge Vuille, Botanical (2016, UA)
mit Jugendlichen aus der Region
Serge Vuille, Change (2016, UA)
für vier Performer, aufgezeichnete Klänge und Videobilder und Elektronik
Julien Mégroz, Téléclôche (2016, UA)
Julien Mégroz, Caldeira (2016, UA)
mit dem Ensemble «We Spoke»: Carlota Càceres Bermejo, Julien Mégroz, Olivier Membrez, Serge Vuille. Audiodesign: Robert Torche
21.30 Uhr, Wanderung Richtung Hof Homberg
Mauro Hertig, Pawlow (2016, UA) für 6 Performer
Stella Veloce, Per Scaramanzia (2014)
«Ich glaube an diesen Augenblick, wenn du nachts durch den Wald gehst und dich plötzlich fragst, was mache ich hier?»
22.00 Uhr
Heike Liss, Truth Table: &&eat&&drink&&talk&&listen
Ein Abendessen am Waldesrand (2016)
Assistenz: Alexandra Schweiger
→ An diesem Punkt besteht die Möglichkeit, per Bus nach Rümlingen oder Sissach zurückzukehren. Oder zu der Gruppe dazuzustossen. Treffpunkt für Bustransfer zum Hof Homberg, 22.45 Uhr, Bahnhof Läufelfingen
2. TEIL: DIE NACHT
Freitag,
19. August 2016
23.00 Uhr, Wanderung zum Schlafplatz
David Rossel, eleventh hour (2016, UA) für 7 Solostimmen
mit Christina Boner-Sutter, Debora Büttner, Eelke van Koot, Linda Loosli, Matthias Lüdi, Tiago Daniel Mota, Valerio Zanolli
00.00 Uhr, Übernachtung im Freien
… von den Glocken, Glocken, Glocken, Glocken, Glocken, Glocken, Glocken … Ein Wortg’läut verfasst und zur Guten Nacht gelesen von Thomas Meyer
→ Wir übernachten auf bequemen Feldbetten mit Blick übers Homburgertal
Im Zwielicht des Morgens
Tom Johnson, Nine Bells (1979) mit Bastian Pfefferli
«Es geht hier nicht nur um die Glocken, sondern auch darum
einmal im Leben in einem weissen Bett am Waldrand aufzuwachen.»
3. TEIL: DER MORGEN
Samstag,
20. August 2016
→ Treffpunkt für Bustransfer zum Teufelsgraben 6.45 Uhr Gemeindeparkplatz Rümlingen.
07.00 Uhr, Beim Teufelsgraben
Peter Conradin Zumthor, Glockenblume (2016, UA) für 12 Röhrenglocken und 6 Regentonnen
mit Dominik Dolega, Martin Huber, David Krähenman, James Leadbeater, Leonard Marjanovic, Christian Rombach, Michel Roth, Lars Schüep, Alon Schmidhauser, Juri Schmidhauser, Maxim Staehelin, Lenny Wehinger
Sylwia Zytynska, GehFahr – Interaktion mit Veloglocken (2016)
08.30 Uhr, Am Hang mit Blick Richtung Kilchberg
Daniel Ott / Enrico Stolzenburg, Sampuogn – Schlag 9 (2016, UA)
mit Sängerinnen und Sängern des gemischten Chors Oltingen und anderer Chöre aus der Region sowie vom «contrapunkt chor», den Treichlern der Greiflervereinigung Ingenbohl-Brunnen und Studierenden der Musikakademie Basel (Schlagzeugklasse Christian Dierstein)
Zum Ausklang: Brunch auf offenem Feld
«Das Spannende kommt eigentlich erst nach dem Schlag der Glocke.
FESTIVALLEITUNG
Künstlerische Leitung
Sywia Zytynska
Programmgruppe
Christian Dierstein, Lydia Jeschke, Thomas Meyer,
Daniel Ott, Marcus Weiss, Sylwia Zytynska
Geschäftsleitung
Tumasch Clalüna
Projektleitung
Franziska Breuning
Technische Leitung
Ulrich Kerkmann
Dramaturgie
Lydia Jeschke
Buchhaltung
Ernst Bürgin
Gestaltung
Neeser & Müller
BIOGRAPHIEN
Dominik Dolega, geb.1979 in Krakau, studierte Schlagzeug an der Hochschule für Musik in Krakau (Jan Pilch) und an der Musik-Akademie Basel (Christian Dierstein und Walter Fähnrich). Er tritt als Solist und Kammermusiker an zahlreichen Festivals in Europa auf und gastiert in renommierten Orchestern. Sein Interesse für die moderne Musik entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Recherche Freiburg, dem Collegium Novum Zürich, Schlagzeugsextett Persephassa und vielen anderen. Die Kompositionen von Dominik Dolega sind ungewöhnliche Kollagen aus Klängen, welche Elemente aus der experimentellen und elektro-akustischen Musik beinhalten sowie von klassischen, zeitgenössischen Musiktrends inspiriert sind. Seit vielen Jahren arbeitet Dolega als Lehrer an Musikschulen der Kantone Basel-Stadt (Musikakademie) und Basel-Landschaft. 2012 ist er dem Ensemble «FronTTon» beigetreten, das die klanglichen Räume der Neuen Musik mit der Vitalität und dem Rhythmus des Jazz kombiniert. Dominik Dolega organisiert Konzerte, Seminare und arbeitet mit verschiedenen Kulturorganisationen zusammen. Mit den Ensembles The Stone Orchestra und The Stone Trio tritt er auf Schweizer Bühnen und international erfolgreich auf. 2015 startete Dominik Dolega zusammen mit Francisca Näf und Jean-Christophe Groffe das Trio «Sfaira». Ausserdem gründete er das Education-Projekt «Klangkids» mit Schülern aus verschiedenen regionalen Musikschulen.
Mauro Hertig, geboren 1989 in Uster, ist Komponist mit Wohnsitz in Wien. Er absolvierte seinen Bachelor in Komposition ab 2010 an der Zürcher Hochschule der Künste unter Isabel Mundry. Zusätzlichen Unterricht in Komposition erhielt er von Felix Profos. Das Hauptstudium begleiteten Teilnahmen an Workshops und Meisterkursen mit Helmut Lachenmann, Pierluigi Billone, Georges Aperghis, Elliott Sharp und Peter Ablinger. Mauro Hertig kooperierte in seinen Arbeiten mit verschiedenen KünstlerInnen und Kollektiven, darunter in einer länderübergreifenden Tour 2012 mit dem Berliner Lyrikkollektiv «G13». Seine Stücke werden aufgeführt vom «Collegium Novum Zürich», dem Trio «Onyx», dem «Schallfeld Ensemble Graz« und vielen anderen. 2015 gründete er das Forum für Angewandte Abstraktion, ein Blog für interaktive Musikanalyse und Diskussion. Aktuell befindet sich Mauro Hertig in seinem Master in Komposition an der Kunstuniversität Graz, unter Klaus Lang.
Heike Liss arbeitet mit unterschiedlichen Medien, insbesondere mit Video, Fotografie, Malerei und Skulptur in ortsbezogenen Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum. Sie studierte Ethnologie und Kulturanthropologie an der Universität Tübingen, bevor sie am Mills College ihren Masterabschluss in Kunst erwarb. Heike Liss’s Arbeiten werden international in Museen, Galerien und an Filmfestivals gezeigt. 2011 gründete sie zusammen mit der Komponistin Caroline Penwarden und dem Choreographen Sonsherée Giles das Tanztheater-Kollektiv «this sweet nothing». Seit 2014 tritt Heike Liss mit live visuals zusammen mit ihrem Partner Fred Frith sowie mit anderen Musikern aus der Improvisationsszene – wie etwa Ikue Mori, Lotte Anker und Shelley Hirsch – auf. Sie lebt und arbeitet in Oakland und Basel und unterrichtet an der Universidad Austral de Chile in Valdivia.
Julien Mégroz, geboren 1986 in Morges, ist Schlagzeuger, Komponist und Performer. Er begann sein Studium bei Stéphane Borel an der Haute Ecole de Musique in Lausanne. 2008 wurde ihm der erste Preis im Fach Marimba beim «Concours National d’Exécution Musicale» in Riddes verliehen. Nach dem Bachelorabschluss 2009 setzte er seine Studien an der Royal Danish Academy of Music in Kopenhagen fort. 2011 schloss er sein Masterstudium in Lausanne mit Auszeichnung ab. 2013 erlangte er den spezialisierten Master in zeitgenössischer Kammermusik an der Hochschule für Musik Basel bei Christian Dierstein, Jürg Henneberger, Mike Svoboda und Marcus Weiss. 2013–2014 studiert er freie Improvisation mit Alfred Zimmerlin und Fred Frith. Julien Mégroz gastierte mit verschiedenen Ensembles für neue Musik oder Improvisation, sowie als Solist in der Schweiz, in Europa und in Südamerika.
Er ist aktives Mitglied des Ensembles We Spoke: New Music Company, neuverBand, TooHotToHoot?, HYPER DUO (zusammen mit der Pianist Gilles Grimaître), Ensemble Lemniscate, der experimentellen Rockband FLAT., der ElectroBeatRock Band Mostly Powder und der Musik-Theater-Gruppe Compagnie du Bouc. Daneben komponiert Mégroz auch Musiktheaterstücke und konzeptuelle Musik für Perkussion oder Kammerensemble.
Studium der Musikwissenschaft (Kurt von Fischer, Hans Ulrich Lehmann) und der Literaturkritik (Werner Weber) in Zürich. Freischaffender Musikessayist, tätig für SRF 2 Kultur, diverse Rundfunkanstalten, Zeitungen, Fachzeitschriften und Konzertveranstalter. Unterrichtstätigkeit an den Musikhochschulen Luzern und Basel und der Volkshochschule Zürich. Programmgruppe des Festivals Rümlingen. 2009–2015 Fachexperte bei der Kulturstiftung Pro Helvetia. 2016 Atelierstipendium der Landis & Gyr Stiftung in London, wo er das Change Ringing erlernte.
Daniel Ott, geboren 1960 im Kanton Appenzell-Ausserrhoden, wuchs in Grub und später in der Region Basel auf. 1980 erhielt er sein Klavierdiplom und unterrichtete anschliessend Klavier und Musik in den Regionen Basel und Graubünden. Gleichzeitig war er am Aufbau verschiedener freier Theatergruppen beteiligt und zog u.a. mit Strassentheater mit Wagenbühne und Pferden durch die Schweiz. 1983–1985 führten ihn Theaterstudien nach Paris und London, von 1985 bis 1990 studierte er Komposition bei Nicolaus A. Huber an der Folkwang-Hochschule Essen, sowie bei Klaus Huber an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Seit 1990 ist Daniel Ott freischaffend tätig als Komponist, Pianist und Darsteller mit Arbeitsschwerpunkt Neues MusikTheater sowie mit interdisziplinären und raum- bzw. landschaftsbezogenen Arbeiten. 1990 gründete er das Festival Neue Musik Rümlingen, 1995–2004 war Daniel Ott Lehrbeauftragter für Experimentelle Musik an der Hochschule der Künste Berlin. 2000 schrieb er klangkörperklang – Musik zum Schweizer Pavillon von Peter Zumthor auf der Expo Hannover. Landschaftskompositionen für den Hafen Sassnitz/Rügen (2002), den Wallfahrtsort Heiligkreuz/Entlebuech (2003), die Neisse zwischen Görlitz und Zgorzelec (2005) und den Rheinhafen Basel (2006) folgten. Seit 2005 ist er Professor für Komposition und Experimentelles Musiktheater an der Universität der Künste Berlin. Daniel Ott ist seit 2016 zusammen mit Manos Tsangaris künstlerischer Leiter der Münchener Biennale für Neues Musiktheater.
Mario Pagliarani wurde 1963 in Mendrisio geboren. Er studierte Violoncello, Komposition und Elektronische Musik am Konservatorium in Mailand und führte seine Studien mit Kursen bei Salvatore Sciarrino fort. Bereits 1987 erhielt er den Preis «Musica Ticinensis», dem weitere wichtige Auszeichnungen folgten. Er erhielt Kompositionsaufträge u.a. vom Chor des Radio Svizzera Italiana, von den Musikfestwochen Luzern, Pro Helvetia, dem Basler Musik Forum und dem Orchrestre de la Suisse Romande. Mario Pagliarani lebt und arbeitet im Tessiner Ort Vacallo an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Seit 2004 Aufbau und Künstlerische Leitung des Festivals La Via Lattea im Kanton Tessin. 2008 erhielt er für La Via Lattea den renommierten «Prix Meret Oppenheim».
Bastian Pfefferli studierte Schlagzeug bei Matthias Würsch und Christian Dierstein in Basel, sowie in Rueil-Malmaison/Paris bei Eve Payeur. Als Solist und Ensemble-Musiker beschäftigt er sich vorwiegend mit Zeitgenössischer Musik, insbesondere dem Neuen Musiktheater. Weiter gilt sein Interesse aussereuropäischen Instrumenten, wie der persischen Zarb, den indischen Tabla und dem balinesischen Gamelan, mit denen er regelmässig in verschiedensten Formationen und Solo auftritt. Zur Zeit spielt er vorwiegend mit dem Schlagzeugquartett Ensemble This | Ensemble That, dem Duo Shatterhand & Bushmill Orchestra sowie dem Zarb-Duo Braz Bazar.
Geboren 1988. Studium der Musikwissenschaft, Geschichte und Chorleitung in Basel und Zug. Kompositionsunterricht bei Balz Trümpy, Ernst Pfiffner und Rudolf Jaggi. Weiterbildung in Meisterkursen bei Brady Allred und Ben Parry sowie am Conservatoire russe de Paris. Er ist Leiter verschiedener Chöre und Ensembles in der Schweiz und Vizedirigent der Männerstimmen Basel. Freischaffender Komponist und Arrangeur, Mitgründer der Hans Huber-Gesellschaft. Sein künstlerischer Fokus liegt auf dem Schweizer Musikschaffen des 20./21. Jahrhunderts. Zwei musikwissenschaftliche Editionen entstanden an der Universität Basel. Im Kulturmanagement ist David Rossel aktiv als OK-Mitglied diverser Musikfestivals, Konzertorganisator, Tour-Manager und CD-Produzent. Er lebt und arbeitet in Basel.
Salvatore Sciarrino wurde 1947 in Palermo geboren. Er begann zunächst zu malen und mit zwölf Jahren zu komponieren. Kontakt mit Antonino Titone. Bei Turi Belfiore erhielt er privaten Kompositionsunterricht und war in Verbindung mit Franco Evangelisti. Von 1965 bis 1967 studierte er Musikgeschichte an der Universität von Palermo, dann übersiedelte er 1969 nach Rom und 1977 nach Mailand. 1973 wurde seine erste Oper Amore e Psiche, die sein eigenwilliges Musiktheater-Konzept vorstellte, in Mailand uraufgeführt. Von 1974 bis 1983 lehrte Sciarrino am Konservatorium in Mailand, von 1978 bis 1980 war er Künstlerischer Leiter des Teatro Comunale in Bologna. Seit 1984 lehrt er auch an den Konservatorien von Perugia und Florenz. Sciarrino, der in Città di Castello lebt, erhielt zahlreiche Preise. Seine Grafiken wurden verschiedentlich ausgestellt.
Enrico Stolzenburg ist Theaterregisseur. Er widmet sich insbesondere der zeitgenössischen Dramatik und inszenierte bisher an der Schaubühne Berlin, am Theater Freiburg, am Theater Magdeburg, am Stadttheater Bern, am Theater Konstanz und als Hausregisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar. Mit zahlreichen deutschsprachigen Erst- und Uraufführungen gastierte er auf internationalen Festivals u.a. in Straßburg, Miryang (Südkorea), Hamburg, Berlin und Bern. Er realisierte zwei Uraufführungen in Helsinki (Theater Viirus und Kiasma-Teatteri im Museum of Contemporary Art) sowie eine japanische Erstaufführung am Seika-Theater in Osaka. Enrico Stolzenburg beschäftigt sich neben dem Schauspiel mit Neuer Musik und experimentellem Musiktheater. Er arbeitete mit Zoro Babel, Erwin Stache, Dietrich Eichmann und regelmäßig mit Kisten Reese. Mit Daniel Ott verbindet ihn eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Gemeinsam verwirklichten sie zahlreiche Uraufführungen, u.a. am Rheinhafen Basel, für die Sommerlichen Musiktage Hitzacker, die Wittener Tage für neue Kammermusik, das Festival sounding D des Netzwerks Neue Musik in Eisenach, das Kunstfest Weimar, ZeitRäume Basel und wiederholt für das Festival Rümlingen.
Serge Vuille stammt aus der Westschweiz und lebt heute als freischaffender Perkussionist in London. Seit seinem Studium am Konservatorium von Neuchâtel und am Royal College of Music hat Serge Vuille viele Preise, Stipendien und Auszeichnungen erhalten. Er spielt mit Klangkörpern wie dem BBC Symphony Orchestrea, der London Sinfonietta, dem London Philharmonic Orchestra, dem London Contemporary Orchestra, dem Colleguim Novum Zurich, tritt aber auch solistisch oder mit Ensembles mit Programmen von Barock bis zu Neuer Musik auf. Serge Vuille hat zahlreiche Werke uraufgeführt und arbeitet oft mit Komponisten bei der Entwicklung neuer Stücke zusammen. Er unterrichtet am Royal College of Music in London, bei dem er das RCM percussion ensemble leitet und im Bereich experimenteller Musik lehrt. Serge Vuille gründete und leitet das Ensemble «We Spoke», welches seit 2008 in der Schweiz und international konzertiert.
Die aus Sardinien stammende Komponistin und Multi-Instrumentalistin studiert derzeit Komposition bei Elena Mendoza Lopez an der Universität der Künste in Berlin, davor hat sie ein Cellostudium abgeschlossen. Als Komponistin ist sie vor allem in den Bereichen Performance Art, Klangkunst und Bühnenmusik tätig. Neben der Arbeit als Komponistin steht Veloce auch als Musikerin auf die Bühne. Dabei reicht das musikalische Spektrum von Popmusik bis hin zu freien Improvisation. Veloce ist Mitbegründerin von «Reflektor», einer Eventserie für Neue Musik und Performance, die in Berlin stattfindet.
Justin Winkler ist Titularprofessor für Humangeographie an der Universität Basel. Er ist seit fünfundzwanzig Jahren in den Soundscape Studies tätig und befasst sich mit Umweltästhetik, Ästhetik des Alltags und der Gestaltung von gesellschaftlicher und künstlerischer Zeit.
Walter Zimmermann wurde 1949 in Schwabach (Mittelfranken) geboren. Von 1968 bis 1970 studierte er bei Werner Heider Komposition, zugleich war er als Pianist im ars-nova-ensemble Nürnberg tätig. Danach weitere Studien am Institut für Sonologie in Utrecht und am ethnologischen Zentrum Jaap-Kunst in Amsterdam sowie bei den Kölner Kursen für Neue Musik von Mauricio Kagel. Zwischen 1974 und 1976 mehrere USA-Aufenthalte, bei denen er mit zahlreichen amerikanischen Musikern Gespräche führte, die für seine Entwicklung von großer Bedeutung waren. 1977 eröffnete Zimmermann das Beginner-Studio in Köln, 1980 bis 1984 war er Kompositionslehrer am Conservatoire in Liège, ab 1990 lehrte er in Karlsruhe. Zimmermann, der verschiedene Kompositionspreise und Gastprofessuren erhielt (zuletzt im Jahre 2009 Ehrenprofessor des Central Conservatory of Music in Peking) und 1992 in Frankfurt das Festival Anarchic Harmony zu John Cages 80. Geburtstag mitveranstaltete, ist seit 1993 Professor für Komposition an der Universität der Künste in Berlin. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.
Peter Conradin Zumthor, geboren 1979, ist autodidaktisch ausgebildet und seit Jahren auf nationalen und internationalen Bühnen mit ungewöhnlicher und innovativer Musik präsent. Konzertreisen führten ihn in viele Länder. Er ist Initiant von zahlreichen nationalen und internationalen Projekten und Formationen. Sein Betätigungsfeld reicht von Uraufführungen Neuer Musik, Solokonzerten, Theatermusik, dem Komponieren architekturspezifischer Musik über Vertonung von Literatur bis hin zur reinen Improvisation. Aktuell enge Kooperationen mit den Komponisten Felix Profos und David Dramm, den Musikern Lucas Niggli, Christian Weber, Anna Trauffer, Fritz Hauser, Dominik Blum, Vera Kappeler, Achim Escher und Marek Otwinowski, Jürg Kienberger, Julian Sartorius sowie dem ukrainischen Schriftsteller Juri Andruchowytsch. 2009 erhielt er für die Erarbeitung seines Soloprogramms ein Werkstipendium des Kantons Graubünden.
Sylwia Zytynska wurde 1963 in Warschau geboren und lebt seit über 30 Jahren in Basel. Sylwia Zytynska studierte Klavier, Cello und Perkussion in Warschau und Krakau. Anschliessend Schlagzeugstudium an der Musikhochschule Basel. Seither konzertierte sie als Solistin und Kammermusikerin auf vielen Bühnen der zeitgenössischen Musik und spielte zahlreiche CD- und Rundfunk-Aufnahmen ein. Mehr als zehn Jahre war sie festes Mitglied des «Ensemble 13» in Karlsruhe. In den letzten Jahren stehen vermehrt eigene Projekte, Performances und Kompositionen im Mittelpunkt ihres Schaffens. Eine intensive Improvisationsarbeit verbindet sie mit Marianne Schuppe (Stimme) und Alfred Zimmerlin (Cello). Ihr besonderes Interesse für Musiktheater, Neue Musik und Performances führte sie 1991 zum Festival Neue Musik Rümlingen, bei dem sie seither in der Programmgruppe mitwirkt. Sylwia Zytynska unterrichtet seit 1985 Schlagzeug an der Allgemeinen Musikschule der Musik-Akademie der Stadt Basel. Sie war Composer of the week beim Musikmonat 2001 in Basel und erhielt im selben Jahr den Kulturpreis der Alexander Clavel-Stiftung. 2004 gründete sie den Verein gare des enfants, mit dem sie 2009 den Lily Waeckerlin-Preis für Jugend und Musik erhielt.