27./28.8.2022 in Rümlingen, Oltingen und Kilchberg
Liebe Freund:innen der Neuen Musik Rümlingen
Wir feiern dieses Jahr unser 33. Festival. Wir feiern die guten Dinge. Von Rümlingen bis zum Tunnel bei Buckten, von Kilchberg bis nach Oltingen bringen wir das Oberbaselbiet zum Tönen. Aussergewöhnliche Musiker:innen und Klangkünstler:innen bringen ungewohnte Orte zum Klingen oder klingen ungewohnt an bekannten Orten. Mit Konzerten, Musiktheater, Soundperformances, Installationen und einem Klangspaziergang.
Die drei Kirchen von Rümlingen, Kilchberg und Oltingen bilden das magische Dreieck des Jahrgangs 2022 – ein Wochenende für Suchende, Entdecker:innen und Auffinder:innen. Aller guten Dinge sind 33. Voilà. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid und mit uns lauscht.
Künstlerische Leitung: Andreas Eduardo Frank und Sylwia Zytynska
Für beide Tage gibt es noch ausreichend Tickets an der Kasse vor Ort.
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SAMSTAG, 27.8.2022
Δ [1] Trio-Performance
Konzert in der Kirche Rümlingen, 17.30 Uhr
Von und mit Jennifer Walshe, Mario de Vega, Tomomi Adachi
Jennifer Walshe ist selten allein. Im Laufe ihrer künstlerischen Arbeit hat sie zahlreiche Alter egos erschaffen : Musikwissenschaftler, Künstler, Musiker ( m /w/d ) mit ganz unterschiedlichen nationalen und biografischen Hintergründen, als die sie in Aktion und auf die Bühne tritt.
Die « Trio-Performance » in Rümlingen entsteht anders : Für unseren durchgängig drei-geteilten Festivaljahrgang gestaltet Jennifer Walshe das Stück und die Aufführung zusammen mit zwei ( real existierenden ) Künstlern ihrer Wahl. Das Trio performt, und es ist ein Trio, das dabei inszeniert wird, während, wie Jennifer Walshe fordert, « das Auge, das Ohr und Gehirn aktiv und beteiligt sind ». Drei sind hier offenbar im Sinne der « New Discipline » bereit, « sich die Hände schmutzig zu machen, es selbst zu tun, es sofort zu tun ».
Tomomi Adachi ist ein Performer/Komponist, Klangpoet, Instrumentenbauer und bildender Künstler. Aufführungen eigener Sprach- und Elektronikstücke, Klangpoesie, improvisierter und zeitgenössischer Musik. Ausserdem realisiert er ortsspezifische Kompositionen, Kompositionen für klassische Ensembles, Chorstücke für ungeübte Musiker:innen in der ganzen Welt, darunter Tate Modern, Maerzmusik, Museum Hamburger Bahnhof, Centre Pompidou, Poesiefestival Berlin und das Walker Art Center. Er arbeitet mit einer breiten Palette von Materialien, dazu gehören selbstgebaute physische Schnittstellen und Instrumente, künstliche Intelligenz, Gehirnwellen, künstliche Satelliten, Twitter-Texte, Frakturen und sogar paranormale Phänomene. Im Jahr 2012 war Tommomi Adachi Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Er erhielt den Award of Distinction der Ars Electronica 2019. Er komponierte die weltweit erste Oper mit einem von einer künstlichen Intelligenz geschriebenen Libretto, für die er 2022 den Keizo Saji Preis erhielt.
Mario de Vegas Arbeit umfasst installative Formate, ortsspezifische Interventionen, performative Situationen und Publikationen. Er schafft Hörsituationen, in denen das Ohr hört – oder nur glaubt zu hören. Situationen, in denen alles als ungültige oder bloss individuelle Anteile in Frage stehen kann. Seine Arbeit ist kontextbezogen und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Performativität, wo Printmedien, Video, Objekte, Überreste von Aktionen, Ereignissen und sozialen Situationen mehrdeutige Beziehungen zwischen verdichteten Energien, Systemen und Räumen erzeugen. Er war Gastkünstler und Dozent an der Universität der Künste Berlin, der Rijksakademie Amsterdam, dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt, der Technischen Universität Berlin, der Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts de Paris, der Kyushu University, der écal, der Universität für angewandte Kunst Wien undvielen anderen. Seine Arbeiten wurden in Mexiko, Nordamerika, Chile, Südafrika, Indien, Südkorea, China, Russland, Japan und in ganz Europa ausgestellt. Seit 2020 ist Mario de Vega Professor an der Kunst-
hochschule Kassel.
Die Komponistin und Performerin Jennifer Walshe wurde in Dublin, Irland, geboren. Ihre Musik wurde in der ganzen Welt in Auftrag gegeben, gesendet und aufgeführt. Sie erhielt Stipendien und Preise u. a. von der Foundation for Contemporary Arts, New York, dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD, dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt und der Akademie Schloss Solitude. Zu den jüngsten Projekten gehören « TIME TIME TIME », eine in Zusammenarbeit mit dem Philosophen Timothy Morton geschriebene Oper, und « THE SITE OF AN INVESTIGATION », ein 30-minütiges Epos für Walshes Stimme und Orchester, das vom National Symphony Orchestra of Ireland in Auftrag gegeben wurde. «THE SITE» wurde von Jennifer Walshe und dem NSO, dem BBC Scottish Symphony Orchestra und dem Litauischen Staatssinfonieorchester aufgeführt. « A Late Anthology of Early Music Vol. 1 : Ancient to Renaissance », ihr drittes Soloalbum, wurde 2020 bei Tetbind veröffentlicht. Das Album nutzt Künstliche Intelligenz, um kanonische Werke der frühen westlichen Musikgeschichte neu zu bearbeiten. Es wurde von The Irish Times, The Wire und The Quietus zum Album des Jahres gewählt. Jennifer Walshe ist seit 2016 Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Ihre Arbeit wurde kürzlich von Alex Ross in The New Yorker porträtiert.
Δ [2] Vom Erzittern der Seele
Musiktheater-Performance im Tunnel Rümlingen, 19.00 und 20.00 Uhr
Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen & Alexander Chernyshkov
Eine dreiteilige initiatorische Wanderung durch den Tunnel zwischen Rümlingen und Buckten.
Mit Alexander Chernyshkov (Komposition, Instrumente), Franziska Kronfoth (Regie, Performance), Hsuan Huang (Bühnenbild, Kostüme), Angela Braun (Sopran, Violine), David Ristau (Bariton), Mikael Szafirowski (Gitarren), Dario Fariello (Saxophone), ein Alphorn, Bläserensemble, Basler Trommel und Tierherde
« Die Welt müsste doch vorbei sein », sagt der Stumpf der Weltesche. Doch nach dem Heraustreten aus dem Tunnel ist nichts mehr, wie es war. Die Tropfen auf den angehängten Tierfellen fallen nach oben, die Stacheln bohren sich durch den Rücken der Voodoo-Frau nach aussen. Was macht der Förster nach Sonnenuntergang ? Geheimnisvolle Zeichen hatte er auf den Felswänden gefunden, während die Äste knackten und die Transformation neue Rätsel aufgab.
Unter ratternden Gleisen und zwischen unbestellten Feldern trifft Hauen und Stechen auf Dario Fariello und Mikael Szafirowski und realisiert mit dem Komponisten Alexander Chernyshkov eine musiktheatrale Verheissung : sie knistert schon und kündet vom Ton des Tunnels. ( Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen)
Das Musiktheaterkollektiv HAUEN UND STECHEN wurde 2012 gegründet und entwickelte eine Musiktheatersprache, die inhaltlich und ästhetisch extrem engagiert und expressiv ist. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit stehen die intensive Auseinandersetzung mit den klassischen Opernwerken und ihre Übersetzung in disparate Kunst-Räume und die polyphone Klangwelt eines Kollektivs.
Alexander Chernyshkov ist Komponist, Performer und Improvisator. Kompositionsstudium an der Universität Wien bei Chaya Czernowin, Karlheinz Essl und Clemens Gadenstätter. Er experimentiert mit dem Bau einzigartiger neuer Instrumente rein akustischen und mechanischen Ursprungs. Sein Hauptaugenmerk gilt der Komposition und Praxis eines performativen Musiktheaters, das als Error Theater bezeichnet wird. Mit dem Kollektiv « Hauen und Stechen » ist er Preisträger des NOperas ! 2020.
Δ [3] Fuse Piece #3
Sound-Performance im Gewerbegebiet Rümlingen, 19.00 und 20.00 Uhr
reConvert & Ricardo Eizirik
Eine Zündschnur brennt. Sie ist das Mass für Klang und Dauer einer explosiven Performance.
Mit Ricardo Eizirik (Komposition) und reConvert: Lorenzo Colombo, Roberto Maqueda (Perkussion, Sound-Performance)
Die « Fuse Pieces » sind eine fortlaufende Serie von Stücken, die auf einer Grundidee aufbauen : der Visualisierung von Zeit. Alle « Fuse Pieces » sind in ihrer zeitlichen Dauer durch das Abbrennen einer Zündschnur begrenzt. Alle Aktionen ( akustisch oder visuell ) sind irgendwie mit dem Bild und dem Klang dieser brennenden Zündschnur verbunden und mit dem Raum der Assoziationen, die sich aus diesem Bild ergeben. ( Ricardo Eizirik / reConvert )
Ricardo Eizirik, geboren 1985 in Brasilien, ist ein Komponist mit einem breiten künstlerischen Schaffen, das von geschriebener Musik bis hin zu Installations- und Performance-Arbeiten reicht. Seine Arbeit konzentriert sich auf Themen wie Banalität, die Technisierung der Gesellschaft und die Nebenprodukte des täglichen Lebens ( d. h. Müll, Abfall, Lärm usw. ). Er hat auch ein starkes Interesse an den historischen Darstellungen dieser Themen und eignet sich oft Objekte, Klänge und Bewegungen aus historischen Quellen für seine Arbeit an. Ricardo Eizirik erhielt zahlreiche Stipendien und Preise und arbeitete mit Ensembles und Festivals wie Ensemble Mosaik, ensemble recherche, Neue Vocal- solisten Stuttgart, Ensemble Intercontemporain, Collegium Novum Zürich, Ensemble Adapter, Athelas Sinfonietta, Internationale Ensemble Modern Akademie, Ensemble Talea, Wittener Tage für Neue Kammermusik, ECLAT, MaerzMusik, KLANG, Archipel, Manifeste, MUSICA, Nordic Music Days und anderen. Er studierte Komposition bei Antonio C. B. Cunha und Isabel Mundry in Porto Alegre und Zürich und erwarb einen Master in Transdisciplinary Arts ( ebenfalls in Zürich ). Er lebt in Berlin und Zürich.
Lorenzo Colombo, geboren 1990 in Mailand, ist ein Schlagzeuger und Performer, der sich der Erforschung und Förderung neuer Musik widmet. Er arbeitet mit Gruppen für zeitgenössische Musik wie Divertimento Ensemble, MDI Ensemble, Athelas Sinfonietta Copenhagen, Sentieri Selvaggi. Ausserdem ist er als Solist und als Kammermusiker bei mehreren Festivals aufgetreten ( u. a. Manifeste IRCAM Paris, Warschauer Herbst, Darmstädter Ferienkurse, Biennale Musica Venedig, Gaudeamus Muziekweek, Klang Festival, Rondó Divertimento Ensemble, MI.TO, Milano Musica ). Lorenzo Colombo arbeitet mit verschiedenen Kammermusikgruppen zusammen und erforscht unterschiedliche Sprachen einschliesslich Elektronik, Video und/oder Installationen.
Roberto Maqueda, in Spanien geboren, ist ein heterodoxer Perkussionist ( und/oder Künstler ), der sich für Avantgarde-Kunst, neue Kommunikationsformen und deren Umsetzung im klanglich-musikalischen Schaffen unserer Zeit interessiert. Er studierte bei Christian Dierstein, Fred Frith und Håkon Stene. Er lebt zwischen Basel und Kopenhagen. Neben reConvert gehört y-band zu seinen Hauptprojekten, eine ästhetische und konzeptionelle Überprüfung des aktuellen Panoramas der Musikproduktion. Er ist auch künstlerischer Co-Direktor der nomadischen Musikplattform CONTAINER. Darüber hinaus arbeitet er kontinuierlich mit Komponisten wie Simon Steen-Andersen, Michael Maierhof oder Andreas Eduardo Frank zusammen.
Δ [4] Electric Sawdust
Drei elektronische Liveacts in der Werkhalle von Holzbau Leuthardt, Rümlingen, 21.00 Uhr
Marie Delprat (Performance, Synthesizer, Paetzold Flöte und chinesische Flöte), Noémi Büchi (Performance, Synthesizer), Nicolas Buzzi (Installation, Performance, Live-Elektronik)
Trennung und Exil markieren den Weg, den jedes menschliche Kind gehen muss, um ein sprechendes, sexuelles und sterbliches Wesen zu werden. Sich vom Ursprung zu trennen, von diesem ersten Anderen, das zugleich nah und fern ist, den Verlust eines ersten Objekts zu erfahren, das geträumt oder halluziniert wurde, das Exil einer grundlegenden Sprache anzunehmen, eins zu sein und sich dann mit der Präsenz des Fremden in sich und ausserhalb seiner selbst zu konfrontieren, das ist der Weg, der es uns ermöglicht, eine Vielzahl von Identitäten zu erlangen.
Die Komposition des Klangmaterials, das ich verwende, basiert auf einer sich entwickelnden dissonanten Harmonie von Klängen, Resonanzen, niedrigen Frequenzen und minimalistischen Rhythmen. Die Stimme ist ein zentrales Element – Text und Gesang leiten somit die Gesamtstruktur der Komposition. ( Marie Delprat )
«Triole»
« Masking Game » dreht sich um Prozesse der Erneuerung, um Status und Sehnsucht. Die Arbeit besteht aus einer Anordnung für einen Musik-automaten und zwei räumlich getrennte Lautsprechersysteme, eins davon fernab im Hintergrund. Dieses wird verwendet, um mit dem Automaten ein musikalisches Szenarium zu skizzieren ; wirkt das zufriedenstellend, wird es in den Vordergrund gebracht. Durch die nun entstandene, eigentliche Musik hindurch lässt sich verfolgen, wie im Hintergrund durch hörbare Artefakte ohne musikalische Intention erneut Neues entsteht, um letztlich das Vordergründige abzulösen. Der Aufbau von Figuren, Geräuschen und Texturen sowie Momente der Festlegung werden beinahe offengelegt, lediglich maskiert von dem, dessen Aufbau vorgängig belauscht werden konnte. Ein sich wiederholender Ablauf, bis dem Spiel ein Ende gesetzt wird. ( Nicolas Buzzi )
Marie Delprat, Blockflötistin, Performerin und Komponistin, die in Bordeaux geboren wurde, entwickelt hybride Projekte, die von verschiedenen musikalischen Welten wie der alten, der zeitgenössischen und der experimentellen Musik beeinflusst sind. Neben dieser Vorliebe für verschiedenste Ästhetiken und musikalische Ansätze interessiert sie sich seit ihrer ersten Kreation « Rage( s ) » ( präsentiert im Februar 2020 in der Dampfzentrale Bern ) für das Zusammenspiel von Musik, Tanz und bildender Kunst. Sie hinterfragt weiterhin die Grenzen zwischen den Medien und arbeitet an und mit den Grenzen der Klang- und Musikkomposition. Marie Delprat ist auch Mitglied des Komitees der IGNM Bern ( Internationale Gesellschaft für Neue Musik ), die Konzerte und Projekte an verschiedenen Orten in Bern organisiert und kuratiert. Im Dezember 2020 erhielt sie die Auszeichnung « Coup de Coeur » des Kantons Bern.
Noémi Büchi ist eine in Zürich lebende Komponistin und Klangkünstlerin, die einen elektronischen, symphonischen Maximalismus kreiert. Ihre Musik ist geprägt von einer delikaten Mischung aus elektronisch-orchestralen Verdichtungen und texturalen Rhythmen. Sie beschwört symphonische und elektroakustische Landschaften herauf und schafft eine Musik, die ebenso viszeral wie emotional aufgeladen ist. Sie ist Teil des schweizerisch-italienischen Labels -OUS Records. 2021 absolvierte sie den Master of Electroacoustic Composition an der ZHdK Zürich. 2022 erhielt sie das Werkjahr des Kulturpreises der Stadt Zürich.
Nicolas Buzzi ist 1987 in Bern geboren, lebt und arbeitet heute in Zürich und Frankfurt. 2016 – 2019 studierte er Elektroakustische Komposition bei Germán Toro-Pérez am ICST, ZHdK, Zürich. Seit 2021 ist er Studioleiter von Selma an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt a.M. Buzzi verbindet Kompositions- und Aufführungspraxis, um auf spezielle Anforderungen und Möglichkeiten der Elektronischen Musik zu antworten. Deren inhärente Eigenschaft, Definition und Formung zeitlicher Abläufe sowie Räumlichkeit direkt im Instrumentarium verhandeln zu können, erlaubt ein Umdenken der klassischen Rollenverteilung. Buzzis diverse Praxis umfasst Werke für Ensemble, Soloperformer, Musikinstallationen, Performances, Ton und Musik für Oper, Theater und Film, Instrumentenbau, Klangregie, Vermittlung, insbesondere aber auch das Arbeiten im Kollektiv und an den dazugehörigen sozialen Konstrukten. Buzzis Arbeit ist und war u. a. an der Architekturbiennale Venedig, im Cabaret Voltaire Zürich, an den Engadin Art Talks, im HEK Basel, am HKW Berlin, am Istituto Svizzero in Milano und in Rom, im Taylor Macklin Zürich, am Theater Basel, auf Kampnagel Hamburg, am Kanuti Gildi Saal Tallinn, im Kölnischen Kunstverein, im Kunsthaus Aargau, im Kunsthaus Bregenz, im Kunstmuseum Basel, im Kunstraum Riehen, am Locarno Film Festival, in der Nidos Meno Kolonija Lithuania, im NUS Museum Singapore, an der São Paulo Architecture Biennial, am Schauspielhaus Zürich, im Schunck Museum Heerlen oder am ZKM Karlsruhe vertreten.
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Sonntag, 28.8.2022
Δ [5] Church music by Sniff Trio
Konzert/Performance in der Kirche Kilchberg, 13.00 Uhr
Von und mit DJ Sniff, Tatsuhisa Yamamoto,
Mitsuhisa Sakaguchi (Turntables, Perkussion, Keyboard)
Experimental Turntabelism
Der Turntablist DJ Sniff, der Perkussionist Tatsuhisa Yamamoto und der Keyboarder Mitsuhisa Sakaguchi spielen seit mehr als zehn Jahren als Trio oder in anderen Formationen. Dieses wird jedoch ihr erstes gemeinsames Konzert in Europa sein. Während DJ Sniff sich an der europäischen freien Improvisationsszene die Zähne ausgebissen hat und sowohl Yamamoto als auch Sakaguchi in Japan bei verschiedenen Musikprojekten zu gefragten Musikern geworden sind, haben alle drei unabhängig voneinander durch ihre jeweils eigene elektroakustische Herangehensweise an den Klang einzigartige instrumentale Stimmen entwickelt. Vor allem die Frage, wie sich Klang im Raum ausbreitet und welchen Einfluss er auf den Interpreten hat, ist ein gemeinsames Thema der drei Musiker. Das Publikum erwarten agile musikalische Korrespondenzen zwischen den dreien sowie die klangliche Erkundung der besonderen Akustik des Veranstaltungsortes. ( DJ Sniff )
DJ Sniff ist Musiker, Kurator und Produzent im Bereich der experimentellen elektronischen Kunst und der improvisierten Musik. Seine musikalische Arbeit basiert auf einer besonderen Praxis, die DJing, Instrumentendesign und freie Improvisation miteinander verbindet. 2007 – 2012 war er künstlerischer Leiter von STEIM – Studio for Electro-Instrumental Music in Amsterdam und leitete die Forschung, das Artist-in-Residence-Programm und die Konzertreihe der Einrichtung. Seit 2014 ist er zusammen mit Otomo Yoshihide und Yuen Cheewai Co-Direktor des Asian Meeting Festival ( AMF ), das experimentelle Musiker:innen aus ganz Asien zusammenbringt und Festivals in Japan, Singapur, Indonesien, Malaysia und Taiwan veranstaltet. Seine Arbeit wurde beim CTM Festival Berlin gezeigt, beim Warschauer Herbst, Flow Festival Helsinki, REDCAT LA, March Meeting Sharjah, Jazz em Agosto Lissabon und Taipei Art Festival. Er hat Aufnahmen bei Labels in der ganzen Welt veröffentlicht.
Tatsuhisa Yamamoto ist ein Schlagzeuger aus Yamaguchi, Japan, der im ganzen Land für seine Arbeit mit einer erstaunlich breiten Palette von Musiker:innen und Theatergruppen bekannt ist. Er wirkte bei den kürzlich gefeierten Drag City-Aufnahmen « The Dreams My Bones Dream » von Eiko Ishibashi mit, bei « Simple Songs » von Jim O’Rourke sowie den japanischen Sängerinnen Phew, Ua und Kahimi Karie. Seine vielfältigen Interessen haben ihn zum bevorzugten Schlagzeuger der Free-Jazz-Legende Akira Sakata gemacht, zum Composer/Performer zahlreicher Neuaufführungen von Terayama Shujis Werken, er schrieb Filmmusik für die japanische Mediengesellschaft NHK und trat mit so unterschiedlichen Künstlern wie Keiji Haino, Oren Ambarchi und Giovanni Di Domenico auf. Mit improvisierter Musik und der Theatergruppe Swanny unternahm er ausserdem ausgedehnte Tourneen durch Europa.
Mitsuhisa Sakaguchi ist ein Keyboarder und Synthesizer-Spieler, der seit 2008 in Tokio lebt. Mit seinem besonderen Stil, in dem er das Keyboard mit Effekten spielt und gleichzeitig mehrere Synthesizer, ein Klavier und verschiedene Oszillatoren bedient, ist er in verschiedenen Kontexten aktiv, z. B. in Solo-Improvisationen, bei experimentellen Projekten und als Support für Hardcore- und Pop-Bands. Er hat drei Soloalben und verschiedene andere Projekte veröffentlicht, darunter « Stand Alone-404 », « Guru Host », « Teneleven » und « Wormhole ».
Δ [⋅] Weiss/Weisslich
Klangwanderung und Klanginstallation von Kilchberg nach Oltingen, Dauer: 2 Stunden
Musik von Peter Ablinger
Mit Sänger:innen aus der Region, Programmgruppe Festival Rümlingen, Ensemble ImproContra,
Streichorchester Molto Crescendo-Musikschule Basel (Egidius Streiff)
weiss/weisslich 3
Der Name der Werkreihe « weiss/weisslich » bezeichnet nicht nur die feine Differenz von Weiss zu einem anderen Weiss, er meint auch vor allem diejenige von Weiss zur Wahrnehmung des Weiss. Bei jenem Stück, das der Reihe den Titel gab, dem späteren « weiss/weisslich 3 », war der Sachverhalt der Übertragung ein höchst unmittelbarer, vielleicht der direkteste und einfachste meiner gesamten Arbeit : Wieder einmal stand ich vor einem Bild und dachte dabei an Musik. Diesmal 1990, im Walter-Gropius-Bau Berlin, es war eine dieser riesigen Ausstellungen damals, ich hab das Thema vergessen, aber ich erinnere mich, die Ausstellung gerade erst begonnen zu haben und zwar mit dem letzten Raum des Rundgangs. Und da stand ich vor einem Bild das nur aus vertikalen, hellgrauen Streifen bestand, nichts als zwei unterschiedliche Grautöne, die sich völlig regelmässig abwechselten. Ich betrachtete das Bild weniger, als dass es mich betrachtete, wie ich eine Weile in Gedanken versunken davor stand, dann aber rasch den Ausstellungsbesuch abbrach und nach Hause ging um ein Stück zu skizzieren, das aus nichts anderem bestand als aus dem mehrmaligen, regelmässigen Wechsel von 40 Sekunden Stille und 40 Sekunden Fast-Stille. Es dauerte danach noch viele Jahre, bis ich schliesslich herausfand, dass das Bild von Agnes Martin war.
Peter Ablinger wurde am 15. März 1959 in Schwanenstadt , Österreich geboren. 1974 – 1976 studierte er Graphik in Linz. Begeistert für den Free Jazz, studierte er von 1977 – 1979 Jazzklavier an der Musikhochschule Graz. 1979 – 1982 nahm er privaten Kompositionsunterricht bei Gösta Neuwirth in Graz und bei Roman Haubenstock-Ramati an der Musikhochschule Wien. Seit 1982 lebt Ablinger in Berlin, wo er bis 1990 an der Musikschule Kreuzberg unterrichtete und seitdem als freischaffender Komponist tätig ist. 1988 gründete er das Ensemble
Δ [6] M/R
Konzert in der Niklausstube Oltingen, 16.30 und 18.00 Uhr
Von und mit Clara Ianotta, Chris Swithinbank, Eva G. Alonso
Eine performative Komposition aus Klang und Licht.
Die Lichtkünstler:in Eva G. Alonso, die Komponistin Clara Iannotta und der Komponist und Elektronikmusiker Chris Swithinbank führen beim Festival Rümlingen ihre gemeinsam entwickelte ortsspezifische Arbeit « M/R » auf : Eine raumgreifende, immersive, audiovisuelle Performance, in der Licht-projektionen auf ein räumlich angeordnetes Dispositiv von Rückkopplungsgeräten und elektronischen Klängen treffen. Die Performance : ein multi-sensorisches und äusserst physisches Erlebnis, bei dem sich das Publikum in der Mitte des Klang- und Lichtbilds befindet. Es geht um ein sich ständig weiterentwickelndes Netzwerk von Möglichkeiten, das die physischen Grenzen des Raums auslotet. ( Chris Swithinbank )
Eva G. Alonso, geboren 1987 in Madrid, ist ein:e interdisziplinär arbeitende:r Künstler:in mit Lebensmittelpunkt in Berlin. E. G. Alonso absolvierte einen Master of Arts in Bühnenbild, Skulptur und audiovisuelle Künste an der Universität Complutense Madrid und studierte zudem Theatertechnik, Lichtdesign und neue Technologien der Performance Art. Arbeiten als Lichtdesigner:in waren in den letzten Jahren zum Beispiel « Es war keinmal » von Henrike Iglesias ( Zürich, 2020 ), « Virtual Wombs » von Anna Fries and Malu Peters ( Basel/Berlin, 2020 ), « Under Pressure » von Henrike Iglesias ( Basel/Berlin 2020 ), « Aurora » von Adrian Figueroa ( Berlin, 2019 ). « skull ark, upturned with no mast » ( Münchener Biennale für neues Musiktheater, 2018 ) war die erste Zusammenarbeit mit Clara Iannotta. Seit 2019 ist E. G. Alonso fester Teil von Henrike Iglesias.
Clara Iannotta ist eine italienische Komponistin und Kuratorin, die in Berlin lebt. Ihre Musik wird von renommierten Ensembles, Solist:innen und Orchestern in Auftrag gegeben und gespielt, darunter Quatuor Diotima, Ensemble Intercontemporain, JACK, Klangforum Wien, Neue Vocalsolisten, Münchener Kammerorchester, Nikel, und WDR Sinfonieorchester. Clara Iannotta war 2013 Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, 2018 – 2019 Stipendiatin der Villa Médicis ( Académie de France à Rome ) und erhielt mehrere Preise, darunter den Ernst von Siemens Förderpreis und den Hindemith- Preis 2018, Una Vita nella Musica Giovani 2019, Premio Abbiati 2021, Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik für ihre Porträtalben « A Failed Entertainment », « Earthing » und « Moult ». Seit 2014 ist Iannotta künstlerische Leiterin der Bludenzer Tage zeitgemässer Musik, ab 2022 ist sie Co-Künstlerische Leiterin des Festivals Klangspuren Schwaz. Ihre Musik ist bei der Edition Peters erschienen.
Chris Swithinbank ist ein Komponist und elektronischer Musiker, der mit verschiedenen Medien arbeitet, darunter selbst gebaute Instrumente und Installationen. Zuletzt liess er Musiker:innen ein einziges hybrides Instrument teilen, wobei er eine netzähnliche Umgebung schuf, in der hängende Fäden zur Schnitt-stelle für die Ausführenden wurden, um die Resonanzen eines Klaviers zu aktivieren. Er entwickelte eine generative Videoarbeit, die die Ästhetik des Internets erforschte, und eine Performance mit Live-Elektronik, die sich mit der Kriminalisierung von « Lärm » in der jüngsten britischen Protestgesetzgebung befasste. Chris Swithinbank ist Absolvent des Doktorandenprogramms der Harvard University, zuvor studierte er am IRCAM und an der University of Manchester. 2021 war er Progetto Positano Stipendiat mit dem ensemble mosaik, unterstützt von der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Wilhelm-Kempff-Kulturstiftung.
Δ [–] Verpflegung
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